Jesus Christus Der größte Liebende

 
ZWISCHENSPIEL


GOLGOTHA

 

 

So sehr übersteigt seine Tat alle menschliche Fassungskraft, daß jene Ersten, die dieser Tat Größe ahnten, ihn vor sich selbst zum Gotte machen mußten, um sich von solcher Größe des Menschen nicht erdrückt zu fühlen! — — —

Doch sein Erlösungswerk braucht keine Mythe, die von einem rachelüsternen Stammesgotte zu erzählen weiß, der seinen „Sohn” als Mensch der Menschheit schickt, damit sein eigener Rache durst durch ihre Grausamkeit befriedigt werde.

Was dieser „große Liebende” der Menschheit als ein Erbteil aus dem Reiche des Geistes darbot, war auch wahrlich anderes als jene „stellvertretende Genugtuung”, die sich bequemes Heilsbedürfnis ausersann, um selbst zu keiner eigenen Tat mehr Pflicht in sich zu fühlen. —

Am Kreuze von Golgatha wurde wirklich die Welt von einer Bindung „erlöst”, wenn auch in durchaus anderer Weise, als die Ahnenden es zu fassen versuchten! — —

Als der Meister von Nazareth den von ihm in seinen höchsten Stunden stets gesuchten Tod endlich am römischen Kreuzesgalgen erlitt, vollbrachte er ganz unvergleichbar Größeres, als was so mancher vor und nach ihm tat, der das Leben dieser Erde seiner Überzeugung opferte. —

Der einst auf Golgatha am Kreuze starb, war an jener Stätte der einzige, der mit aller Klarheit wußte, was geschah, und nur er allein war auch imstande, durch diesen Liebestod die Riegel aufzusprengen, die das Tor zur Freiheit für den Geistesmenschen schlössen, seit er, im Tiere dieser Erde, dieses Tieres Trieb und Neigung so erlegen war, daß die Er-lösung von des Tieres Schicksal kaum mehr möglich schien. —

Nur ein „Wissender” konnte erkennen, daß es höchster Liebestat eines Menschen möglich sei, eine geistige Kraft im Bereiche menschlicher Macht aufs neue zu erwecken, — so zu erwecken, daß sie allen ergreifbar werde, um die sich das Schlinggewächs tierhafter Lebensinstinkte bedrohend festgerankt zeigte, — daß nur einer, der das Tier mit seinem Geistigen zu einem neuen Sein verschmolzen hatte, die Gasse bahnen konnte, denen, die ihm folgen wollten. —

Freilich: — dieser „Wissende” mußte zugleich in unerhörtem Maße ein Liebender sein, um die erschaute Tat vollbringe n zu können, denn gar viele vor ihm hatten das gleiche Wissen und vermochten es doch nicht, den Schauder vor der Tat zu bezwingen, obwohl auch sie gewiß nicht ohne Liebe waren. — —

So wurde durch Jesus von Nazareth der Weg zum Geiste für alle erschlossen, die in sich selbst zum Leben bringen wollen, was sein Leben war. —

Der Gott im Tiere hatte in ihm das Tier sich geeint in jenem neuen Sein, das er den „Menschensohn” zu nennen pflegte, der „Sohn”, den der Geistmensch im Tiere zeugt, wenn er das Tier, durch das er gefesselt war, überwunden hat, indem er ihm seine Kraft und Schönheit 
offenbarte. —

In jedem der „Leuchtenden des Urlichts” begibt sich das gleiche, aber keiner fand in sich das Übermaß der Liebe, das ihn dazu geleitet hätte, nun auch die Tat zu tun, durch die der Meister von Nazareth eine Kraft zu neuem Leben weckte, um deren Erlangung sich von alters her die Weisesten allein ihr Leben lang mühten, ohne sie andern in gleicher Weise nutzbar machen zu können. —

Nicht der Tod als solcher führt die Erneuerung jener Kraft in der geistigen Aura der Erde herbei und nicht durch die Marter, die dem Tode des Meisters vorausging, wurde sie bewirkt.

Die Kraft der Liebe allein vermochte das Wunder zu vollbringen! — — —

Daß er, der da Marter und Tod erlitt, der Menschheit „vergeben” konnte, vergeben bis zum letzten Todesröcheln, das allein war seine wirksame „Erlösungstat”, denn nach geistigem Gesetz wurde hier der Geistmensch, wo immer er auf der Erde lebt und, durch das Tier bezwungen, in Schuldverstrickung gelangt, von seiner Abhängigkeit ge1öst durch die Liebe, — sofern er nur die Hand ergreifen mag, die sich ihm zur Hilfe bietet, sofern er das, was des Leuchtenden „Fleisch und Blut” geworden war, in sich aufnehmen wird, um das Tier in sich dem Geiste zu einen…

Nur einer, dem „der Vater alles übergeben” hatte, konnte solche „Vergebung” bringen, die alle Menschheit umfaßt!

Tiefe Wahrheit birgt sich im Gewand der Mythe, wenn alte Überlieferung den Meister nach seinem Kreuztode „hinabsteigen” läßt zu den Seelen der Gerechten der Vorzeit, denn die Folge seiner Tat ist an keine Zeit geknüpft, wird fühlbar den längst Entrückten, wie denen, die erst nach Jahrtausenden geboren werden. —

Aus Das Mysterium von Golgatha pdf Seiten 26-31

Wer es erfassen kann, der fasse es!

Hier ward ein Geisteskraftstrom allem Menschengeist erschlossen durch die Liebe, die dieses Buch dir kündet, ein Kraftstrom, der nur durch das Opfer eines allgewaltig Liebenden erschließbar war. –

Hier wurde der „Gott” der Rache, – der ärgste Dämon der Unsichtbaren im physischen Kosmos, – von einem Erdenmenschen überwunden durch die absolute Austilgung jeglicher Racheregung: – ein Werk, das nur der höchsten Form urgeistiger Liebe möglich werden 
konnte ...

Was dir die alte Kunde noch berichtet von dem, was nach dem Tode des größten Liebenden sich dann ereignet haben soll, ist, wenn du es geschichtlich fassen wolltest: – Mythe, doch diese Mythe schließt in sich die tiefste Wahrheit ein.

Wohl ist der Meister aus dem Grabe „auferstanden”; ( Johannes 20:8,9 ), ( Lukas 24:6 ), ( Matthaeus 28:6 )– es hätte ihm dabei sein Erdenleib jedoch wahrhaftig nichts mehr nützen können. –

Wohl war der „Jüngling in weißem Gewände” ( Johannes 20:12 ), ( Lukas 24:4 ), ( Matthaeus 28:5 ) keine Täuschung schreckerfüll ter Frauen, – jedoch beachte auch die weiter weisende Spur der Wahrheit, die der Schreiber jener alten Kunde nicht vertilgen konnte, – die ihm sichtlich unerkennbar und unverständlich war, – und die er dennoch gegen seinen Willen niederschreiben mußte, so sehr er sich auch dann bemüht, sie wie der zu verwischen: –

Zwar waren es nicht die Schüler des hohen Meisters, die den Erdenleichnam holten, so daß mit gutem Grunde der Chronist behaupten konnte, hier sei ein irriges „Gerücht” ( Matthaeus 28:11-15 ) erhalten.

Allein der Meister war in seinen Erdentagen oftmals, fern von anderen Menschen, in der Einsamkeit der Berge auch noch anderen begegnet, die nicht aus seinem Volke, aber Seinesgleichen waren, vereint mit ihm in jener Lichtgemeinschaft, der er Bruder, – der er geistig einverwoben war…

Als er die drei aus seinen Zwölfen einstmals mit sich nahm auf den Berg, wo er zu „beten” pflegte, und sie ihn dann in der „Verklärung” seiner Geistgestalt erblicken durften, da glaubten die Getreuen, als sie zwei Männer in weißen Gewändern neben ihrem Meister sahen, dies müßten sicher zwei der alten Propheten sein, – „Moses” und „Elias”, – so daß der Meister, als er voll Enttäuschung ihren Irrtum sah, – verbot, den anderen davon zu reden. – – – ( Matthaeus 17:1-8, ), ( Markus 9:2-8 ), ( Lukas 9:28-36 )

Er sah, daß all sein Lehren nicht vermochte, sie aus der Enge ihres Stammes glaubens zu befreien, und daß es nur Verwirrung stiften würde, wollte er den Irrtum klären. –

Doch, jene „Männer in weißen Gewändern” und der „Jüngling”, den die Frauen noch im Grabe fanden, waren sich nicht fremd, und da sie keinen Kultus um des hohen Bruders Leichnam entstehen sehen wollten, so taten sie, was man nach ihres Landes Sitte mit dem Erdenüberrest des Menschen auch noch heute zu tun pflegt: – – sie übergaben ihn der verzehrenden Flamme, nachdem sie alles dafür an wohlgewählter, vor aller Störung geschützter Stelle vorbereitet hatten…

Ich spreche hier, belehrt von dem, der von sich wahrlich sagen durfte, daß er bei den Menschen bleibe, „bis an das Ende der Welt”, – ( Matthaeus 28:20 ) belehrt von jenen, die ich meine hohen Brüder nennen darf, und die in jener Nacht einst selbst die Wächter tief in starren Schlaf versenkten, um des Bruders eigenem Willen, der zugleich der ihre war, mit Umsicht zu entsprechen. –

Wohl weiß ich, daß mich viele hier der Selbsttäuschung zeihen werden, ja daß noch Schlimmeres von „blinden Blindenleitern” meinen Worten selbstgerecht als Anwurf werden mag.

Es ist das Kennmal verkrüppelter Seelen, jede Lebensbekundung zu verneinen, zu deren Aufnahme ihnen die geistigen Organe fehlen!

Wohl weiß ich, daß ich hier an Dinge rühre, die gar manchem als „unantastbar” gelten, – allein des größten Liebenden Erlösungslehre wird durch die Wahrheit wahrlich mehr verklärt, als durch den ältesten, gewohnheitsmäßig weiterüberlieferten, unbewußten frommen Trug, – der überdies nicht mehr länger Trug bleibt, sobald man ihn als Dichtung wertet, die nur der Wahrheit ein symbolisches Gewand zu weben suchte...

Auch jene ( Apostelgeschichte 2:1-41 ) Massenerweckung, die dann am „Pfingstfest der Juden” zu Jerusalem sich ereignete, war nicht imstande, alle Hüllen von den Seelen derer zu entfernen, die nun an den Meister glaubten, da sie ihn nach seinem Erdentode wiederholt „gesehen” hatten.

 


 

Zu enge Bindung war um diese Seelen, als daß der „Geist der Wahrheit”, den der Meister einst verheißen hatte, sie aus sich vollenden konnte.

So hatte Paulus, dieser wahrhaft Liebende, den man den „Heidenapostel” und „Völkerlehrer” nennt, gar harten Stand, als er, der wirklich einst in tiefsten Schauern den „Geist der Wahrheit” in sich erlebte, und dann wußte, wer der hohe Meister war, – jenen allzu eng Gebundenen begegnete, die sich die Schüler des „Gesalbten” nennen durften! –

Und doch war auch der zum Christus verkünder gewordene frühere Pharisäerschüler nicht von allem Vor-Urteil frei geworden und mengte guten Glaubens manches Alte, ihm Vertraute, in der Folgezeit des Meisters Lehre bei, obwohl er weitaus klarer sah als jene andern, die sich die „Boten” einer Lehre nannten, von der einst der Meister selbst als von der „frohen Botschaft” sprach. –

Recht unfroh ist leider die Lehre ausgefallen, die im Laufe der Jahrhunderte zur Macht über die Seelen gelangte, auf das Meisterwort von der „frohen Botschaft” gar selbstgerecht gestützt! – –

Johannes aber, den der Meister nach dem Wort der alten Kunde „liebte”, hielt sich in der Stille und die Stillen hielten sich zu ihm.

Nur er besaß, was einst der Meister selbst mit eigener Hand ihm niederschrieb, und spät erst ließ er Wenige, die ihm würdig schienen, davon Abschrift nehmen.

Hätte Jesus wirklich, wie man gemeinhin glaubt, nur mündlich gelehrt und nichts niedergeschrieben, so wäre wahrlich auch nicht ein einziges von ihm geformtes Wort auf uns gekommen! – –

Die Urschrift wie das Nachgeschriebene sind dann, wie ich schon anderen Ortes sagte, durch jene selbst vernichtet worden, die in diesen Meisterschriften ihren höchsten Schatz besaßen, aus Furcht, das Heilige könne dereinst Entweihung finden.

Auch dieses Faktum ist mir nur erwiesen, durch die mir im Urlicht geistig Vereinten, die allein hier „wissen” können, doch mag es sein, daß spätere Geschlechter hier auch noch auf textliche und andere Spuren stoßen, die dann auch äußerlich die Wahrheit meiner Worte offenbaren werden, denn in geistigem Schauen sehe ich solche Fragmente und Textstücke noch im Bereiche der Erde, wenn ich auch nicht den Ort, an dem sie ruhen, zu bestimmen weiß...

Gewisse Spuren sind ja für alle weithin sichtbar in jenem Teil der alten Kunde, der eben jenem Einen zugeschrieben wird, den einst der Meister „liebte”. –

Die Unzulänglichkeiten dieses Teils der alten Kunde werden leicht verstehbar, wenn man weiß, daß ihr Verfasser, der dem Schülerkreis des Johannes nahestand, auf den „Meisterschriften” fußte, und nur damit verbinden wollte, was er sonst noch an Ueberliefertem und Legendärem, bruchstückhaft, besaß.

Von dem, was man dem Schüler zuschreibt, den der Meister „liebte”, ist freilich nichts von dessen Hand geschrieben, allein die Art der Schriften, die man seinen Namen tragen ließ, ist nicht gar weit von dem entfernt, was er geschrieben haben könnte, – hätte er geschrieben.

Doch, alle diese Fragen sind nur denen wichtig, die von außen her erfassen möchten, was sich nur im Innersten erfassen läßt.–

Diese allein auch sind es, die danach fragen, wer einst dem hohen Meister Lehre gab, und die mit willigem Gehör so manche Mär beachten, die zu erzählen weiß, daß Jesus in der Zeit, von der die Kunde schweigt, in Indien gewesen sei, – und anders wieder: daß er in Ägypten sich vollendet habe.

Nichts von dem ist wahr!

Wohl suchte einst sein irdischer Vater in Ägypten, wo man dazumal das Handwerk lohnte, Arbeit, um die Seinen zu erhalten und mit dem übrigen Erlös zurückzukehren in die Heimat, so wie dies heute noch die Handwerker Italiens und anderer Länder halten, jedoch zu jener Zeit war der, dem später seine Lichtnatur sich zeigte, noch ein Kind, und wirklich noch nicht reif, um die Vollendung seines Irdischen zu finden, wie sie Vorbedingung ist für jeden, der sein Leuchten im Urlicht irdisch bewußt erleben soll.

Nach Indien aber brauchte er seine Schritte wahrlich nicht zu lenken, denn was „aus Indien” ihm kommen mußte, kam zu ihm, und jenes wundervolle Bild der „Weisen aus dem Morgenlande”, der Priesterkönige, die „seinen Stern” erblickten und ihm ihre Gaben brachten, – ward nur zurückdatiert in frühe Kindheit, weil hier den Schreibern selbst nur dunkle Kunde wurde, und weil es so dem Wunderbaren, das sie mit des Meisters erster Kindheit schon vermählen wollten, besser diente.

Daß Geistiges aber nur im Geiste faßbar werden kann, war den frommen alten Chronisten ein eben so ferner Gedanke, wie den Wundersüchtigen unserer Zeit, obwohl doch der Meister Gott nur „im Geiste” suchen hieß. – ( Johannes 4:24 )

Im Äußeren war naturnotwendig in des Meisters Kinderjahren nicht das mindeste des „Wunderbaren”.

Er war ein Kind wie seine Spielgenossen, und als er Kraft genug besaß um bei dem schweren Handwerk seines Vaters mitzuhelfen, lernte er das Handwerk, so wie jeder Zimmermann, dem in jener Zeit außer dem Hausbau auch noch mancherlei andere Holzbearbeitung oblag.

Die innere Entfaltung aber blieb geheim, wie sie bei jedem bleibt, der gleicher Geistesartung ist, und was diese geistige Entfaltung für sich verlangte, hinderte in keiner Weise äußeres Tun.

Der so als Erdenmensch seine Geistesmacht erfassen lernte, die längst vollendet war, bevor ihm seiner Mutter Leib das Kleid der Erde geben konnte, war auch kein Abseitssteher wo das Leben rief, denn niemals hätte er sein hohes Ziel erreicht, wenn er dem Leben fremd geblieben wäre.

Er war ein Handwerksmann, bis ihm die Stunde kam, die ihn zu anderem rief, wo er alsdann erweisen konnte, daß er besser als die „Schrift-Gelehrten” in der „Schrift” zu „lesen” wußte, – ohne sie, wie jene, einst „gelernt” zu haben.

Die Fakirwunder, die ihm die Chronisten überbürdet haben, hat er nie gewirkt, – jedoch ist manches „Wunder”, das ihm zu-„geschrieben” wurde, ein tief gehaltvolles Symbol, und so: voll Wahrheit, während seine angeborene Kraft der Krankenheilung ihn zu mancher Tat befähigte, die wohl für seine Umwelt großes „Wunder” war, aber nicht das mindeste zu tun hatte mit seiner geistigen Sendung.

Daß er sich selbst auf seine „Wunder zeichen” je berufen hätte, um so den Glauben an sein Wort zu fordern, — heißt ihn, der wirklich wußte, was des Körpers, was des Geistes ist, in unerhörter Weise schmähen, – – und nur naive Nichterkenntnis konnte jene Worte, in denen er angeblich auf seine Wunder verwies, ihm zu eigen geben, in der Erwartung, dadurch der Lehre des Meisters äußerliche Bestätigung zu verschaffen.

Es wurde so unsäglich an seiner Lehre gesündigt um des Menschenfischfangs willen, und noch heute wirken diese Sünden törichter Verbreiter der arg entstellten Lehre fort, und ist kein Ende dieser Irreführung abzusehen!

Möge es mir gelingen, hier doch ein Weniges aufzuhellen, für alle, die noch „guten Willens” sind!





Bô Yin Râ Erleuchtung

 

Die Glaubensnot der vielen, die des Meisters Lehre nur in der Entstellung kennen und durch die neuere äußere Erforschung jener alten Kunden stets auf neue Zweifel hingeleitet werden, ist wahrlich längst in solchem Maße unerträglich, daß endlich eine Klärung nötig wird, die nur von denen zu erwarten war, die selbst den Künder dieser Lehre, lebend ihrem Kreise einverwoben, – kennen, dem Kreise, von dem er ausging: gesandt vom „Vater”, und dem er wiederkehrte, als sein Erdenwerk vollbracht erschien!

Von hier aus nur kann der Gegenwart und der Zukunft manchen „Rätsels” Lösung werden, und auch die Wissenschaft wird in solcher Einstellung ihres Suchens einst zu finden wissen, was sie finden kann, um solche Lösung denen dann gerecht zu machen, die nur erfassen können, was sich „greifen” läßt. –

Alle über das bloße irdische Tierdasein des Menschen hinausreichenden Fragen der suchenden Menschheit werden dereinst ihre Antwort finden, nachdem man mehr und mehr das Wirken der geistigen Hierarchie erkennen lernte, deren bedeutendster und wichtigster Abgesandter der Meister von Nazareth war...

Wie fälschlich sind doch alle beraten, die in dieses Weisen hoher Lehre das schwächliche Gefühl empfohlen glauben, das man so gemeinhin „Menschenliebe” 
nennt! – –

Ihren Beratern ward es oftmals schwer, des Meisters Handeln, wie es die Berichte künden, so zu deuten, daß die Deutung, ihrer Meinung nach, zu Recht bestehen konnte. –

Da gibt es Dinge, die nicht recht passen wollen, will man den sanften Säuselbold, den fromme Kanzelrede schuf, in die Berichte strecken…

Der Krafterfüllte, der, trotz aller Verschüttung reiner Kunde, dort noch lebt, will sich gar schwer den süßlichen Bildern ähnlich finden lassen, die dünner Glaube sich nach eigenem Ausmaß, hold und schwächlich ausersann…

So manches Wort der „Schrift” läßt sich mit solchen Bildern nur vereinen, wenn ausgeweitetes Gewissen dieses „Schriftwort” sich nach eigenem Bedürfnis in „Erklärung” umfälscht, bis selbst das Wenige geschwunden ist, das die Verschüttung früher Zeit noch übrig ließ. –

Blasphemisch würde solchem süßen „Schriff’-Erklärer der Gedanke dünken, der hohe Meister könne je in seinem Leben jene Kraft der Liebe in sich selbst empfunden haben, die zwar sein „Diener”, mag sie ihm nach seines Glaubens Meinung nun „erlaubt” sein oder nicht, sehr wohl im eigenen Fleische fühlt, – doch „sündhaft” nennen muß, da er von ihrer Göttlichkeit nichts ahnt!

Blasphemisch dünkt es ihm, daß diese Form der Liebe gleicher Kraft entströmen soll, die jene höchste Form der Liebe schafft, wie sie in des hohen Meisters Leben Lehre ward und Tat, – die ihn zu jener Liebestat erkraften konnte, durch die der Priesterkönig, der er war, am Kreuzesgalgen alle Menschheit krönte!

Und doch, mein Freund, wirst du die Liebe, die der Meister kannte, nimmer finden, wenn du in dir nur süßliche Gefühle weckst und deine Menschenfreundlichkeit gepaart mit Mitleid, – „Liebe” nennst! – –

Schlecht paßt zu diesem Schwächebild vermeinter „Liebe”: der von Verachtung des Verächtlichen erfüllte Meister, der sich im Gefolge der Seinen Stricke dreht, das Händlervolk der Tempelschänder aus zutreiben, – der für der Wechsler Gold nur einen Fußtritt hat, und der die Priester seines Volkes jene bösen Worte hören läßt, die sie in ihrer Rachsucht nimmermehr vergeben konnten!

Um solches Tun der eigenen Unberufung anzuähneln, mußte das Wort vom „göttlichen Zorn” erfunden werden, und man entblödete sich nicht, dem „Vater im Himmel” des hohen Meisters jene Laster anzudichten, die, verängstigender alter Priesterlehre nach, einen düsteren Stammesgott erfüllten, den einst der hohe Meister geistig niederschlug mit seinem gewaltigen Wort:

„Ich aber sage euch...!” ( Matthaeus 5:44 )

Ach nein, – wenn du die Liebe in dir Wirklichkeit und Leben zeugen sehen willst, dann mußt du wahrlich andere Wege gehen, als jene, die man dir zu zeigen wußte!

Kannst du denn nicht verstehen, daß die Kraft der Liebe sich auf ihrer höchsten Stufe keineswegs in schwächerer Bekundung zeigen wird, als dort, wo sie in niederer Form schon all dein Sinnen, Tun und Trachten steigert, so daß du oft Fesseln sprengst, die vorher nie dir lösbar schienen?!? –

Nur, wenn du etwas in dir suchst, das auch in höchster Geistigkeit die gleichen Kräfte weckt, und alles meistert, was dich sonst in Banden hält, wirst du die Liebe, die der Meister lebte, in dir finden können! – –

Dann erst wirst du die Freiheit der „Kinder des Lichtes” erlangen und jenen „Frieden, den die Welt nicht geben kann”!

Du darfst in den Worten der alten Kunde auch nicht neue „Gebote” sehen!

Glaube mir und lasse dich nicht durch Verschüttung täuschen: – der Meister hat niemals das Wort „Gebot” gebraucht, und niemals hat er „Gebote” gegeben!

Selbst das „Gebot” der Liebe, das die Kunde meldet, hat er nie geformt!

Allenfalls hat er gelegentlich aus der „Schrift” zitiert: ... „Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst!” – wenn er orthodoxen Fanatikern seines Volkes zeigen wollte, daß auch er ihr „Gesetz” sehr wohl kenne…

Seiner Schüler gewohnte Bindung durch „Gebote” und „Gebote halten”, hat die Umformung seiner Räte in Gebote bewirkt! Nicht anders konnten sie seine Räte verstehen, es sei denn als „Gebote”!

Sie brauchten, alter Observanz des Judentums getreu, Gebot, – – und Strafandrohung für Verletzung des Gebots! –

Wenn der Meister nun vom Seligwerden sprach, so formten sie sich frei nach seiner Rede ein „Rezept” zum Selig werden! Man brauchte, ihrer engen Meinung nach, nur die „Gebote” zu halten, um des Erfolges „in jener Welt” dereinst sicher sein zu dürfen.

Nicht anders, wie heute unklare Köpfe glauben, Licht und Sicherheit des Erkennens sei durch irgendwelche mysteriöse „Übungen” erlangbar, die in bedenklichen Traktätchen immer wieder angepriesen werden.

Was nun jene alte Kunde aber auch schon in ihrer allerersten Niederschrift an Echtem allein enthielt, war doch nur Nachklang von des Meisters Lehre, und allerbestenfalls Erinnerungsbericht aus damals schon jahrzehntelang vergangenen Tagen…

Es ist wahrhaftig lästerliches Unterfangen, den Geist der Ewigkeit für solche Aufzeichnung verantwortlich zu machen, bei der die Schreiber selbst, in alter Götterlehren Wahn, der ihre Zeit in neuer Abart durchschwirrte, schon befangen, und längst noch nicht gelöst von eines argen Stammesgottes Hörigkeit, des Meisters schwach noch in Erinnerung zurückgerufene Lehre aus eigener verschwommener Erkenntnis neu zu formen suchten, und gar nicht merken konnten, wie sie fälschten! – –

Niemals hat der hohe Meister seinen Schülern „Gebote” gegeben, sonst wäre er nicht der hohe Leuchtende gewesen, der er war und ist und ewig bleiben wird!

Seine Lehre war ein „Wohl dir!” und „Wehe dir!” – wie aller Lehre, die seine Brüder: – seine im Reiche des Geistes ihm geeinten Mitarbeiter sind…

Er wußte seligzupreisen und wußte zu verdammen, aber ferne lag es ihm, jemals zu „gebieten”!

Dazu wußte er, als ein Leuchtender des Urlichtes, denn doch wahrlich viel zu gewiß, daß durch „Gebote” niemals Segen werden kann, – und daß das Heil nur zu erlangen ist, wenn man aus freier Wahl danach verlangt.

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Wirst du so des Meisters Lehre aus der alten Kunde dir zu retten suchen, dann wirst du freilich vieles streichen müssen, was dir lieb und wert geworden war von Jugend auf! Manches andere wirst du dir dennoch wohl verwahren können, gerade weil du es als fremde Zutat erkanntest.

Hüte dich, damit du nicht Allzuvieles als irrig tilgen wirst!

Du darfst beileibe nicht etwa modernen Rationalismus als Probierstein wählen!

Warte erst eine gute Weile, bis dir der wahre Sinn meiner Worte eigene Bestätigung weckte!

Ich gab dir alle Kriterien der echten „Worte des Herrn”!

So höre auch weiter noch das Folgende:

„Kyrios” = „Herr”, redet man auch noch heute allerorten, so man griechisch spricht, jeden Menschen an, der nicht gerade ein Bettler ist!

„Kyrie eleyson” fleht der Bettler, der an der Straße sitzt, zu dem Vorübergehenden hinauf.

Das möge dich belehren, damit du nicht aus falscher Scheu das Wort: „Der Herr”, in jener alten Kunde, irrig deutest und ihm einen Sinn gibst, den es erst lange nach des Meisters Tod im werdenden neuen Kult erhielt.

„Rabbi” sagten seine Schüler zu dem Meister, und auch dieses Wort könnte irrige Deutung bewirken, führt diesen Titel in der Öffentlichkeit doch heute nur einer, der wohlbestallter Prediger einer Synagoge ist.

Ich darf dir aber sagen, daß man auch heute noch dem frommen Schriftbewanderten in der jüdischen Gemeinde, mag er auch im Alltag Handel oder Handwerk treiben, den Ehrennamen „Rabbi” gibt!

Nicht anders führte ihn der Zimmermann, der den Seinen „die Schrift aufschloß”, da er ein Meister des hohen Leuchtens war, ein Glied der Lichtgemeinde hier auf Erden, von der dir wohl auch Kunde ward als von der „Weißen Loge”, – eine Bezeichnung, die erst in neuerer Zeit entstand, und von mir nur beibehalten wird, da sie bildhaft brauchbar ist!

Die seine Brüder sind, – ihm völlig geeint in Geistvereinigung wie er ihnen, – nennen ihn: „den großen Liebenden”, da keiner vor ihm jene große Liebestat vollbrachte, der er aus freiem Willen sich zum Opfer weihte, – da keiner nach ihm jemals eine Tat vollbringen kann, die nur vergleichbar seinem Liebes werke wäre, durch das die Geistes-„Aura” dieser Erde sich verwandelte für alle Zeiten und für alle Erdenmenschen, so daß seitdem allen Menschen geistige Regionen zugänglich wurden, die vorher nur wenige Einzelne in unerhörter Selbstbezwingung erreichten.

Ich bin mir wohl bewußt, daß meine Worte dir nicht sagen können, was die Liebe ist, die Leben wurde in dem größten Liebenden, den je die Erde trug…

Ich kann dir nur zeigen, wie du die Spur dieses Lebens finden kannst, trotz aller Verschüttung, unter der die Kunde liegt, die von diesem Leben dir berichten will.

Möchtest du dieses Lebens Lehre rein in deinem Innersten empfinden, wo sie allein in ihrer Kraft empfangen werden kann, damit der Meister in dir einen würdigen Schüler fände!

Aber wisse, daß auch alles, was ich dir hier geben darf, der gleichen Quelle entstammt, aus der einst Jehoschuah, als Leuchtender des Urlichts, schöpfte!

Es gibt kein Wort, das der „große Liebende” von sich einst sprach, das ich nicht in gleicher Weise von mir sagen dürfte, wenn es nötig wäre…

In einem nur muß auch ich vor ihm voll Bewunderung mich beugen, und wie ich wahrlich um dieses eine weiß, so weiß ich auch, daß keiner meiner Brüder ist, der hier nicht ehrfurchtsvoll vor ihm sich neigen müßte.

Dieses Eine aber ist das Maß der Liebe, die in ihm und seinem Wirken zur lebendigen Entäußerung kam!

Aus seiner Liebe wird auch dir das Leben werden, wenn du erfassen kannst, was ich in allen meinen Schriften dir zu künden komme!

Wohl dir, wenn du an meinen Worten dich nicht „ärgerst”, da der Mann, von dem ich hier rede, vielleicht auch dir zum „Gotte” ward, wie er es Unzähligen in ihrer eigenen oder von anderen vermittelten Vorstellung wurde, obwohl ihm in seinen Erdentagen kein Wort scharf genug gewesen wäre, um solche Vergötterung von sich wegzuweisen! – – 

Ich rede aber hier nicht etwa von deinem, durch die erdenhaften, hirnerzeugten Meinungen Unzähliger in den letzten zwei Jahrtausenden aufgerichteten „Gotte”, dem du den Namen des großen Liebenden gibst, wie deine blickbeschränkten, angstgetriebenen Lehrer dich geheißen haben.

Ich rede allein von dem geistgeeinten Erdenmenschen, der nach seines Erdenleibes Marter und Tod, entgegen seinem Willen, solcher allzumenschlich begrenzten Gottgestaltung gesuchtes Vorbild wurde…

Bis in seine tiefsten Wurzeln ist mir das menschliche Drängen vertraut, sich Götter zu gestalten nach Menschenebenbild, und ich ehre gewiß mit dir die hohen Menschenformen, die im Verlaufe der Jahrhunderte, deinem glaubenstreu, nach menschlichem Ermessen dargestellten Anbetungsbilde dienen mußten.

Allein: – ich bin auch untrennbar vereint mit der Geisteswesenheit des historischen Menschen, der so ungewollt Ursache wurde, daß dieses Anbetungsbild in seinem Namen aufgerichtet werden konnte.

Dieser Geisteswesenheit Stimme und Zeugnis zu geben, ist mir geboten durch die geistige Struktur des Lebens, das mich aus sich gebar wie es sie einst in einem Menschenleib geboren hatte…

Ich kann die Zeit erwarten, der diese Worte weder als Vermessenheit, noch als Ausdruck psychischer Trübung gelten werden!
 

Aus: Das Buch der Liebe, pdf Seitens 21-55