DER BRUDER UND DIE BRUDERSCHAFT NACH DER ORDNUNG MELCHIZEDEKS 



DRITTER TEIL

VON DER GEISTIGEN VEREINIGUNG
 

 

Die geistige Gemeinschaft, deren Glied ich bin und von der ich künde, ist eine realgeistige Vereinigung, — eine Viel-Einheit von geistigen Wesenheiten, davon die meisten entweder niemals den Erdenkörper getragen haben oder längst ihn der physischen Erde zurückließen, während zu jedem Zeitalter auch einige wenige im Erdenkörper des Menschen dieser Erde leben und wirken, im äußeren in keiner Weise und durch keinerlei Befreiung von den naturgesetzlichen Gegebenheiten von ihren Mitmenschen unterschieden.

Ein fundamentaler Unterschied besteht aber in bezug auf das innere Leben!

Während unsere Mitmenschen nur die äußere physische Welt und das Leben der Seelenkräfte wahrzunehmen vermögen, jedoch das Dasein der realen geistigen Welten höchstens ahnend gewahr werden, sind uns die Welten des realen substantiellen Geistes bis zu den höchsten Stufen, die ein gleichzeitiges Leben im Erdenkörper noch zulassen, vollbewußt erschlossen.

Wir erleben zu gleicher Zeit die äußere physische Welt, die Welt der Seelenkräfte unddie reale geistige Welt, ohne einer anderen Vorbereitung zu bedürfen, als der bewußten Einstellung auf dieses oder jenes Blickfeld.

Wir erleben die geistigen Welten nicht etwa in „Ekstase” oder ineinem sonstigen abnormalen Zustand, sondern nüchtern und wachend, ohne daß auch nur irgendwelche äußeren Merkmale dem zufälligen äußeren Beobachter verraten könnten, daß unser Bewußtsein sich im gegebenen Moment nicht allein auf das Äußerlich-irdische richtet.

Wir stehen ferner in permanenter, bewußter, geistiger Verbindung untereinander, so, als ob ein steter gleichmäßiger elektrischer Strom uns immerfort alle — auch die nicht im Erdenkörper Lebenden — durchkreisen würde.

Ob wir uns im Erdenkörper äußerlich begegnen oder nicht, ist gleichgültig.

Wenn wir uns begegnen, so gilt die äußere Begegnung auch nur dem äußeren Erdenmenschen.

Auf geistig-reale Weise können wir uns alle einander sichtbar und vernehmbar machen durch bloßen Willensakt.

Wir haben wohl eine Art „Zentralpunkt” auf Erden, an dem stets einige aus uns in tiefster Isolation von der übrigen Welt zusammenleben, aber wir haben keinerlei äußere „Versammlungen”, schon weil das durch unsere ständige geistige Kommunikation völlig unnötig ist.

Wir befolgen daher auch keinerlei äußere Riten, kennen keinerlei Zeremonien!

Wer zu uns gehört, wissen wir ohne irgendwelche äußere Zeichen.

Niemand kann zu uns gehören, der nicht schon, wie oben bereits gesagt, vor seiner Geburt im Erdenkörper zu uns gehörte.

Die „Aufnahme” ist nichts anderes als die Folge einer Jahrtausende vor der Geburt freiwillig übernommenen Verpflichtung.

Diese Verpflichtung geschieht in einem geistigen Zustand, der dem Erdenmenschen bewußtseinsfremd bleibt, obwohl ihn jeder auf Erden Geborene einst durchlaufen hat.

Auch die Glieder unserer geistigen Vereinigung wissen nur in ihrer rein geistigen Wesenheit durch direkte Erinnerung von diesem früheren Zustand ihres Seins.

Der Erdenkörper und die seelischen Fähigkeiten eines solchen Menschen müssen erst nach und nach, unter Anleitung Vollendeter, tauglich gemacht werden zur Übertragung der geistigen Kräfte und Fähigkeiten auf die Bewußtseinssphäre seines Willens, aber diese „Schulung” geschieht von innen her, auch wenn der die Entfaltung leitende „Bruder” äußerlich sichtbar in seinem Erdenkörper in Erscheinung tritt.

Die auf Erden lebenden Glieder dieser geistigen Vereinigung sind keine „Heiligen” und menschlichem Fehlen nicht entrückt.

Wir sind ebenso wenig etwa „Fakire”, d. h. wir geben uns, obwohl uns die betreffenden Möglichkeiten durchaus bekannt sind und obwohl wir jederzeit des Erfolges sicher sein könnten, niemals und unter keinen wie immer gearteten Umständen mit irgendwelchen „okkulten Künsten”, mit zeremonieller Magie und ähnlichen Dingen ab.

Unser Wirken kennt nur die Kräfte der real-geistigen Welten, d. h. wir schaffen nach streng verpflichtenden geistigen Gesetzen jeweils geistige Ursachen, deren Folgen in der seelischen und physischen Welt gewisse wohltätige Änderungen für die Menschheit zeitigen.

Wir handeln dabei keineswegs nur nach eigenem Ermessen, sondern als Ausführende höherer geistiger Befehle, die wieder ganz bestimmten Bedingungen entsprechen und nur höchst selten durch unsere Wünsche modifiziert werden können.

Man sieht, es handelt sich hier wahrhaftig nicht um „Adeptenzirkel”, um eine mehr oder weniger religiös gefärbte „geheime Gesellschaft”, um eine Schule des „Geheimwissens” oder überhaupt um eine „äußere”, durch Konstitutionen oder Satzungen zusammengehaltene Korporation!

Wohl stellten sich zu Zeiten solche äußere Vereinigungen unter die Leitung dieser rein geistigen Vereinigung, aber nie hat eines ihrer Glieder einer solchen äußeren Vereinigung im äußeren Leben angehört, — es sei denn als geistiger Leiter!

Aus: Das Mysterium von Golgatha pdf Seiten: 165-170