DIE LEHRE VON JESUS CHRISTUS 



DRITTER TEIL 
 
DER PARAKLET
 

 

Aus Niederschriften von des Meisters eigener Hand stammt manches Wort, das der Verfasser der alten Sendschrift den Meister reden läßt; hier aber ist noch fast der ganze Brieftext erhalten, auch wenn er später auseinandergerissen und an erwünschteren Stellen wieder eingefügt wurde, wie es des neuen Kultes Glaube verlangte.

In seine Urschrift hatte einst der Verfasser der alten Sendschrift den Text der Meisterworte solcherart übernommen:
«NOCH EINE GERINGE ZEIT UND DIE WELT WIRD MICH NICHT MEHR SEHEN. ( Johannes 14:19 )
AN JENEM TAGE WERDET IHR MICH UM NICHTS MEHR FRAGEN KÖNNEN ( Johannes 14:18 ). DOCH ICH WILL EUCH NICHT ALS WAISEN ZURÜCKLASSEN.
ICH WERDE DEN VATER BITTEN UND ER WIRD EUCH EINEN ANDEREN HELFER SENDEN AUS DEM GEISTE DER WAHRHEIT ( Johannes 14:16 ): EINEN, DEN DIE WELT NICHT ERGREIFEN KANN, DENN SIE SIEHT IHN NICHT UND WEISS NICHTS VON IHM. ( Johannes 14:17 )
IHR ABER WERDET IHN ERKENNEN, DENN ER WIRD BEI EUCH BLEIBEN UND IN EUCH SEIN.
ER WIRD EUCH ALLES LEHREN UND EUCH AN ALLES ERINNERN WAS ICH EUCH SAGTE. ( Johannes 14:26)
NICHT AUS SICH SELBST WIRD ER REDEN» – SO WIE AUCH ICH EUCH SAGTE, DASS ICH NICHT AUS MIR SELBER REDE – «SONDERN WAS ER HÖRT WIRD ER REDEN UND EUCH KUNDMACHEN. ( Johannes 16:13 )
ER WIRD MICH BESTÄTIGEN, DENN VON DEM MEINEN WIRD ER NEHMEN UND ES EUCH VERKÜNDEN.
ALLES WAS DER VATER HAT, IST MEIN. ( Johannes 16:14 )
DARUM SAGE ICH: ER WIRD VON DEM MEINEN NEHMEN. ( Johannes 16:15 )
WER IHN AUFNIMMT, DEN ICH SENDEN WERDE, DER NIMMT MICH AUF, UND WER MICH AUFNIMMT, NIMMT DEN AUF, DER MICH GESANDT HAT.( Johannes 13:20 )
AN JENEM TAGE WERDET IHR ERKENNEN, DASS ICH IN MEINEM VATER BIN. ( Johannes 14:20 )
EUER HERZ BETRÜBE SICH NICHT.
SEID OHNE FURCHT. ( Johannes 14:27 )
ICH HINTERLASSE EUCH IN FRIEDEN.
MEINEN FRIEDEN GEBE ICH EUCH, DEN DIE WELT NICHT GEBEN KANN.» ( Johannes 14:27 )

Es ist von nichts anderem hier die Rede, als daß der Leuchtende verspricht, seinen Schülern nach seinem Erdentode einen anderen Lehrer zu schicken, und zwar einen derer aus dem hohen Kreise der Leuchtenden des Urlichts, die nicht mehr im Erdenkörper sondern in geistiger Gestaltung leben, damit sie unter seiner geistigen Leitung sich vollenden könnten und nicht in Sorge sein müßten, daß er von Menschen ergriffen und seinen Schülern genommen werden könnte wie der Meister selbst.
Ausdrücklich sagt er in den gleichen Worten, daß auch dieser Geisteslehrer den sie nur in ihrem Innersten zu hören fähig seien, gleich ihm «nicht aus sich selber» rede, und ihnen das Gleiche künde, das sie zuvor aus seinem eigenen Munde vernommen hätten.
Aus dem Schatz des gleichen alten Weisheitsgutes, das jeder der ein «Sohn» des «Vaters» wurde aus dem Erkennen des Vaters empfängt, werde er zu nehmen wissen und dadurch ihn, den Meister selbst, bestätigen.

War aber der hohe Meister selbst gar bald nach seinem Tode schon den Gläubigen des neuen Kultes zum Gotte geworden, so mußte auch dieser geistige Bruder des Meisters alsbald zum Gotte werden. – 
Man hatte die wirkliche «Dreieinheit» nicht erkannt, die darin allein gesehen werden muß, daß sich das gestaltlose, unfaßbare und alles in sich umfassende Urlicht – das unendliche, unergründliche ewige «Meer der Gottheit» – ewiglich selbst als Einheit im Urwort offenbart – das «Wort», das «im Anfang» ist, der immer war und ist und sein wird: «Gott» in der Gottheit, – und daß das Urwort aus sich selber offenbart den «Menschen der Ewigkeit» – den lichtgezeugten ewigen Geistesmenschen, der immerdar in ihm verharrt und weiterzeugend als «Vater» alle Geisteshierarchien aus sich hervorgehen läßt, somit in Einheit aller Vielheit Inbegriff, in sich offenbarend sich selbst in den Zahlen des Ursprungs aus denen hervorgeht alle Unendlichfältigkeit des geistigen Lebens…

Dieses ewige Sein des Geistes, gleichzeitig Selbstoffenbarung des Geistes und dieser Selbstoffenbarung geistige Folge:
in Unerfaßbarkeit
in Einheit
in Zahl, –
die wieder Einheit zeugt unendlichfältig – ist letzte Wirklichkeit, mit welchen Worten man ihr auch Bekundung geben will, denn mit dem gleichen Rechte wäre sie auch zu bezeichnen als:
das ewige Unoffenbare,
das ewig sich Offenbarende,
das ewige Offenbarte. –

 

Aus: Die Weisheit des Johannes pdf Seiten: 116-123