DIE LEHRE VON JESUS CHRISTUS 

ERSTES VORSPIEL 
 

VON DER LIEBE

 

 

Von einem indischen Fürsten wird berichtet, daß er einst einen Yogi fragte, welches die Empfindungen eines Vollendeten seien? Der Yogi aber sagte darauf, man habe ihn ebenso einst nach den Gefühlen eines Liebenden gefragt und er habe nur antworten können:
„Wenn du ein Liebender bist, wirst du es wissen.” –

So kann auch ich hier von der höchsten Form der Liebe, als einer ewigen, urweltlichen Kraft nur immer in Bildern reden, denn ich kann dir ebensowenig diese „himmlische” Liebe in Worten erklären, wie ich dir jene andere Form der Liebe in Worten faßbar machen könnte, die man, da sie nur allein im Erdendasein sich auswirkt, die „irdische” Liebe nennt. –
Du mußt in beiden Fällen dich von der Liebe entflammen lassen, wenn du wissen willst, was die Liebe in ihrer ans Physische gebundenen, oder in ihrer höchsten geistigen Form in Wirklichkeit ist!

Wie du als ein erdenhaft Liebender die „irdische” Form der Liebe in dir trägst, auch dann, wenn ihre Glut zur Zeit dich nicht entbrennen läßt, so ist auch jederzeit, obwohl sie dir noch nicht bewußt ward, zugleich die „himmlische” Form der gleichen Kraft in dir, die über dieses Erdendasein weit hinaus in Wirkung tritt, und dir auf Erden eine Götterfreiheit gibt, weil alles sich ihr beugen muß, was dir begegnen kann.– –

Von solcher Liebe und ihrer Allgewalt sprach einst der hohe Meister aus Nazareth, und er selbst nahm alle seine Kraft aus dieser Liebe...

Von solcher Liebe sprach jener Liebende, der des Meisters Lehre größter Verkünder ward, wenn er von sich selbst sagt: „Hätte ich die Liebe nicht, so wäre ich tönendes Erz nur, oder gleich einer klingenden Schelle!” – ( 1 Korinther 13:1 ) Beides gibt wohl Klang, wenn es von außen angestoßen wird, doch fehlt ihm inneres Leben, das den Klang aus sich heraus erzeugen könnte. –

Die Liebe, von der wir hier reden, aber wirkt stets aus sich selber, ohne Anstoß von außenher!

Aus: Das Buch der Liebe pdf Seiten: 63-65