The teaching of Jesus Christ



ZWEITER TEIL
 
DER SOHN DES VATERS
 

 

Dem hohen Meister gleich muß jeder, der im Urlicht Leuchtenden bekunden :
«ICH UND DER VATER SIND EINES.
WER MICH SIEHT, DER SIEHT AUCH DEN VATER.» ( Johannes 14:9 )
Denn eine andere Selbstdarstellung hat der «Vater» im Urwort nicht auf dieser Erde, als den Leuchtenden des Urlichts, den er sich als Selbstdarstellung bereitet hat, und dem er, noch während der Leuchtende in irdischer Erscheinung lebt, die Geistesform aus sich erzeugte, die ihn bewußt werden ließ in geistiger Erscheinungswelt, ohne ihn dieser Erdenwelt zu entziehen. – 
Er ist wahrhaftig des «Vaters» im Urwort «eingeborener» «Sohn» geworden! – – –

Aus seinem bewußten Selbsterleben als geistiger «Sohn» des ewigen geistigen «Vaters» im Urwort: – aus seinem Bewußtsein in geistiger Erscheinungswelt, – kündet der hohe Meister die reine Lehre.
«WOHL KENNT IHR MICH UND WISSET UM MEINE HERKUNFT; ( Johannes 7:28 ) ABER NICHT VON MIR SELBST BIN ICH GEKOMMEN» – NICHT WAS ICH IRDISCHER HERKUNFT NACH BIN, BERECHTIGT MICH ZUR LEHRE UND LÄSST MICH SOLCHERART ZU EUCH REDEN «SONDERN ES SANDTE MICH EIN WAHRHAFTIGER, EINER DEN IHR NICHT KENNT.»

«WENN ICH AUCH VON MIR SELBER ZEUGNIS GEBE, SO IST DOCH MEIN ZEUGNIS WAHR, WEIL ICH WEISS WOHER ICH KAM UND WOHIN ICH GEHE.» ( Johannes 8:14 )
«JA, DER MICH GESANDT HAT IST MIT MIR UND ER LÄSST MICH NICHT ALLEIN, DA ICH ALLEZEIT TUE WAS IHM WOHLGEFÄLLT.» ( Johannes 8:29 )

Und in der unwiderlegbarsten Gewißheit, daß er in seiner Umgebung der Einzige ist, der da weiß, was nötig ist, damit der Erdenmensch sich einst «an seinem Letzten Tage» in dieser Erscheinungswelt, bereitet finde zu ewiger «Geburt» in geistiger Erscheinungswelt, spricht er das gewaltige Wort:

«ICH BIN DER WEG, DIE WAHRHEIT UND DAS LEBEN. NIEMAND KOMMT ZUM VATER AUSSER DURCH MICH!» ( Johannes 14:6 )

Denn das Geistgezeugte, das er den «Sohn» nennt und als das er sich selbst erlebt als Leuchtender des Urlichts, ist für allen Menschengeist das Gleiche und in ihm allein wird dem Menschengeiste unvergängliches Leben in der Geisteswelt.
Dieses Leben erlebt er selbst und von ihm kann er künden: 
«WAS MIR MEIN VATER GEGEBEN HAT IST GRÖSSER ALS ALLES, UND NIEMAND KANN ES DER HAND MEINES VATERS ENTREISSEN.» ( Johannes 10:29 )
 

Doch nicht auf diese äußere Erscheinungswelt der physischen Sinne allein beschränkt sich das Wirken des Leuchtenden.
Er wirkt ebenso im innersten Reiche des Geistes – im Reiche der Ursachen – wie auf dieser Erde, wie auch in jenen niederen geistigen Welten, die der Menschengeist betritt wenn er diese Erde verläßt, und von diesem Wirken kündet er mit den Worten:
«ES KOMMT DIE STUNDE UND SCHON IST SIE GEKOMMEN, DA DIE TOTEN (DURCH MICH) DIE STIMME DES SOHNES HÖREN WERDEN, UND DIE SIE HÖREN, WERDEN LEBEN» ( Johannes 5:25 ) – Denn sie kann der Leuchtende auferwecken: – kann sie Bereiten zu der neu geburt im Geiste, die der Vater wirkt. – –
Doch, daß man auch nicht glaube, daß er als «Sohn» des Vaters etwa frei nach Willkür schalte, weiß er zu sagen: 
«DER SOHN KANN NICHTS AUS SICH SELBER TUN, WENN ER ES NICHT TUN SIEHT DEN VATER, DENN ALLES WAS DIESER TUT: AUF GLEICHE WEISE TUT ES AUCH DER SOHN. ( Johannes 5:19 )
NIEMAND KANN ZU MIR KOMMEN, WENN DER VATER, DER MICH GESANDT HAT, IHN NICHT ZU MIR ZIEHT, DAMIT ICH IHN AUFERWECKE AN SEINEM LETZTEN TAGE.» ( Johannes 6:44 )

Aber keinem Menschengeiste kann im Reiche des Geistes das dauernde Leben werden, wenn er nicht glaubt, daß er dieses Leben finden wird. – 
Und von diesem Glauben allein, der ein selbstgewisses Vertrauen sein muß, hatte der Meister einst gesprochen im Hinblick auf seine Lehre, die alle Gewißheit aus der Geisteswelt durch eines Menschen Mund auf diese Erde brachte: 
«DIESES ABER IST DAS BROT DAS VOM HIMMEL HERABKAM, DAMIT, WERDAVON ISST,NICHTSTERBE.» 
( Johannes 6:33-35 )
Es stand dieses Wort einst an der gleichen Stelle, an der gesagt ist: 
«WER AN MICH GLAUBT, AUS DESSEN LEIBE WERDEN STRÖME LEBENDIGEN WASSERS FLIESSEN.»( Johannes 7:38 )
Er selbst wird geistiges aus sich weiterzeugen in der geistigen Erscheinungswelt, denn vom «Leibe» des Geistgeborenen ist hier die Rede. – –
Und von dem gleichen «Leibe» des Geistgeborenen wußte der Meister dort zu sagen, daß dieser «Leib» in geistiger Erscheinungswelt so «wirklich» sei wie «Fleisch» und «Blut» in dieser irdischen Erscheinungsform, so daß nur der im Geiste bewußtes Leben haben könne, der dieses geistigen Leibes Eigner geworden sei.
«WENN IHR DAS FLEISCH DES MENSCHENSOHNES NICHT ERLANGEN WERDET UND SEIN BLUT NICHT IN EUCH SEIN WIRD, SO WERDET IHR DAS LEBEN NICHT IN EUCH HABEN.» ( Johannes 6:53 )

Alles was nun in der heute überlieferten Gestaltung der Sendschrift an der Stelle steht, an der das Wort vom «Brote» sich den Worten vom «Fleisch» und «Blute» mengt, ist spätere Umformung und wohlerwogene Zutat.
Man fand das Wort von dem geistigen «Leibe» wohlgeeignet, den neuen Kult zu stützen, der aus den Kultgepflogenheiten mystischer Glaubensgemeinden entstanden war, wie sie der Orient in jenen Zeiten allerorten kannte.
So formte man des Meisters Worte derart um, daß sie von seinem eigenen, erdenhaften Fleische und Blute zu handeln schienen und nicht von dem, was ihm im innersten Reiche des Geistes Träger seines geistigen Bewußtseins war, wie hier auf Erden Fleisch und Blut sein irdisches Bewußtsein trug. – –
Man wiederholte diese eigene Glaubensmeinung in der Abschrift dann in mannigfacher Paraphrase, indem man sie zugleich den Worten die vom «Brot vom Himmel» handelten in gleicher Paraphrasierung eng verband.

Wohl waren später unter denen die des neuen Kultes Liturgie und Riten formten, manche Hocherleuchtete und «Wissende», allein sie hatten allbereits schon mit Bestehendem zu rechnen und suchten durch Auslegung umzuwerten, was sie dem Wesen nach als fremdes Kultgut eingewurzelt fanden.
Indessen endeten die einen als ausgestoßene «Ketzer», während der anderen Deutung nur insoweit angenommen wurde, als es möglich schien, auch ohne die aus alten Heidenkulten überkommenen Lehren zu gefährden, denen der Kultkreis seinen mystischen Nimbus dankte.
Doch ist es wahrlich kein «Zufall», daß selbst der heute erhaltene Text der Sendschrift allein nichts weiß von jenen Worten der drei älteren Berichte, die sie den Meister bei dem letzten Osterfestmahl sprechen lassen, und die des gleichen Kultes Stütze wurden! – – 
Wie hätte doch gerade der Verfasser, dem man die falschen Meisterworte von des Meisters erdenhaftem Fleisch und Blut zu unterschieben wußte: – von seinem «Fleische», das «wahrhaftig eine Speise» und seinem «Blute», das «wahrhaftig ein Trank» sei, mit denkbar feierlichster Bekräftigung jene Worte beim Ostermahl verzeichnet, wäre ein einziger Ausspruch auch nur ähnlichen Sinnes von ihm an der gefälschten Stelle berichtet worden!
So aber wußte er nur zu gut, daß Vorstellungen alter Heidenkulte hier ein neues Leben in des hohen Meisters Namen sich begründet hatten.
 

Aus: Die Weisheit des Johannes pdf Seiten: 94-110